© OEKONEWS/  Doris Holler-Bruckner- Chefredakteurin OEKONEWS
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Elektromobilität ist auf der Siegerstraße

Eine OEKONEWS-Ansichtssache von Chefredakteurin Doris Holler-Bruckner

Irgendwann, irgendwo.. da hat er mich erwischt, dieser verdammte Elektroauto-Virus. Es war eine Pionierin der E-Mobilität, Helga Morucutti, eine starke Frau, die bereits vor Jahren, ich glaube fast es war 1994, mit ihrem Elektroauto zur Gleisdorf Solar kam. Ich war fasziniert, als sie mit ihrem E-Fahrzeug um die Ecke sauste... ultraleise. Sie bemerkte mich, stieg aus und fragte, ob ich eine Runde mitfahren möchte. Das war meine allererste Fahrt in einem Elektroauto.

Helga Morocutti hat mich davon überzeugt, dass elektrisch fahren nicht nur umweltfreundlicher ist, sondern auch mehr Spaß macht. Vollends pragmatisch- ohne große Worte oder Lobeshymnen. "Es fährt und fährt"... "Ich komme wie immer überall hin"... "Steckdosen gibt es doch viel mehr als Tankstellen"... Das ist bei mir hängen geblieben.

In der Zwischenzeit, mehr als 20 Jahre später, bin ich selbst zur E-Carsharing-Fahrerin geworden, fuhr tausende Kilometer auf meinem Elektro-Roller, habe so gut wie alle am Markt erhältlichen E-Fahrzeuge länger getestet, bin einmal mit Elektrofahrzeugen in 80 Tagen um die Welt gereist, habe tausende Kilometer unter Zeitdruck oder mit speziellen Prüfungen bei Elektrofahrzeug-Rallyes zurück gelegt und bin überzeugt:

ELEKTROMOBILITÄT ist nicht die Zukunft, sie ist GEGENWART.

Sie ist hier und heute, auch wenn momentan erst rund 0,5 Prozent aller neu in Österreich zugelassenen Autos Elektroautos sind. Sie wird sich schneller durchsetzen, als manche glauben.

Allein in den letzten beiden Jahren haben Elektroautos 10 Prozent Leistungssteigerung erreicht, so das Ergebnis des ‘Horváth & Partners Fakten-Check Mobilität 3.0’.

Vergleicht man weltweite Daten, hat sich der Markt in den letzten 5 Jahren weit schneller entwickelt als davor der Markt für Hybridfahrzeuge, die in der Zwischenzeit vom Automarkt nicht mehr wegzudenken sind.

Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) hat berechnet, dass Anfang 2015 mehr als 740.000 Elektroautos weltweit unterwegs waren, davon wurden 320.000 E-Fahrzeuge nur im Vorjahr neu zugelassen.

Zu den Staaten mit den höchsten Zuwächsen zählen vor allem die USA, deren Bestand um 117.000 (69 Prozent) auf insgesamt rund 290.000 E-Autos angewachsen ist. Einen deutlichen Anstieg auf knapp 100.000 E-Fahrzeuge, mit einer Erhöhung von etwa 120 Prozent, gibt es auch in China. 100.000 Elektroautos fahren auch in Japan.

Im Wesentlichen sind zwar derzeit Marktanreizprogramme für die erfolgreiche Entwicklung der Elektromobilität verantwortlich, wie auch ein Blick nach Norwegen zeigt: Um 113 Prozent auf 43.400 Fahrzeuge stieg dort der E-Auto-Bestand im Vorjahr, das sind immerhin bereits 1,6 Prozent.

Gleichzeitig sinkt der Preis für die Batterien und damit für die Autos.

Elektroautos haben einige ganz wesentliche Vorteile:
Sie sind lokal emissionsfrei und der Strom für die E-Fahrzeuge kann regional erzeugt werden. Wir müssen dafür kein Öl aus noch dazu manchmal von Krisen gebeutelten Ländern importieren und damit unsere Außenhandelsbilanz vehement verschlechtern. Es ist nicht gerade wenig Erdöl, dass wir für Mobilität verbrauchen: Der Verkehr ist bereits für 80 Prozent des heimischen Erdölverbrauchs verantwortlich, wie der VCÖ kürzlich aufzeigte.


Wer meint, dass die zu kurze Reichweite ein großes Problem sei, dem zeigt Tesla Motors mit dem Model S, was schon heute geht: Rund 500 km Reichweite sind mit der Version mit dem 85 kWh - Akku, dem Model S 85D, kein Problem mehr. Andere Autohersteller werden hier sicher nachziehen, soviel scheint fix. Jeder, der ein Model S fährt, kennt den Technologiesprung zu anderen Autos am Markt, der hier einfach sichtbar ist. Das Model S ist eine Art Apple iPhone der Autoindustrie, und wer denkt, Elektromobilität sei noch aufzuhalten, dem sei der Siegeszug von Smartphones als ein ähnliches Beispiel von Technologieentwicklung genannt. Klar: Elektroautos mögen derzeit in der Anschaffung noch teurer sein als andere Autos. Waren das die ersten Smartphones nicht auch? Aber E-Fahrzeuge haben schon heute niedrigere Betriebskosten und niedrigere Fahrtkosten pro km als "fossile" Autos. Viele der Mitglieder des Bundesverbands nachhaltige Mobilität fahren bereits jetzt mit Strom von der eigenen Photovoltaikanlage.

"Es gibt kein schöneres Gefühl für mich, als an der Tankstelle vorbeizufahren und zu den Spritkosten nur noch lächeln zu können! Ich bin vollends unabhängig und spare mir damit noch jedes Monat Geld ein." so erzählt einer der Fahrer. "Meine Autoservicekosten betragen außerdem nur mehr rund 30 % der Summe dessen, was ich davor für einen etwa gleich großen Benziner bezahlt habe!"

E-Autos alleine sind es nicht. E-Mobilität ist Vielfalt an Verkehrsmitteln: Bahn, E-Rad, E-Roller und mehr.

Wie schnell neue Technologie gehen kann, zeigen Millionen von Elektrorollern in den chinesischen Städten. Mit Stinkern ist das Einfahren in die Innenstädte nicht mehr erlaubt- das ist ein Beispiel, dem viele europäische Städte folgen könnten.

Was E-Mobilität noch kann, beweist das immense Wachstum des Elektro-Fahrradmarkts. Bereits jedes 8. Rad, dass in Österreich verkauft wird, fährt derzeit elektrisch, wie der VCÖ vor kurzem berichtete. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern gleichzeitig für die Gesundheit. Bei uns werden mit einem Elektrorad im Schnitt rund 900 km pro Jahr geradelt, wie eine Umfrage in Vorarlberg zeigte. Das sind rund 40% mehr als mit einem konventionellen Fahrrad. Das hilft dabei, nicht mehr unbedingt ein Auto besitzen zu müssen.

Vielleicht mit ein Grund, dass in manchen Gemeinden in letzter Zeit E-Carsharing Projekte entstanden sind. Manche Vereine, die dieses E-Autoteilen schon etwas länger anbieten, können auf Erfolge verweisen: So ist es nicht nur bei einem einzigen Fahrzeug geblieben, es wurden bereits weitere Elektro-Carsharingfahrzeuge angeschafft.

Das Auto fährt allein.

Elektrisch fahren ist eine vollends andere Art der Fortbewegung... und für alle, die glauben, das sei nur Zukunftsmusik ein paar weitere Fakten: Bei der WAVE TROPHY, der weltgrößten Elektroautorallye, die vor kurzem in Deutschland und der Schweiz unterwegs war, war bereits einiges auf der Straße zu sehen, was einem vielleicht noch utopisch erscheint: Das deutsche Unternehmen IAV trat mit einem Team zur WAVE an, das in einem Versuchsfahrzeug hochautomatisiertes Fahren vorstellte, das von IAV entwickelt wurde. Der VW-E-Golf des IAV-Teams, der mit Kameras und Radar ausgerüstet war , konnte vollends selbstständig auf Autobahnen und Landstraßen fahren. Es ist ein unvorstellbares Gefühl, wenn keiner das Lenkrad bewegt und das Auto zum Überholen ansetzt. Der Fahrer selbst saß bei der WAVE nur zur Kontrolle im Auto, weil es heute noch nicht erlaubt ist, dass Fahrzeuge alleine fahren zu lassen. Damit wurde gezeigt, dass der Google-Traum, in Zukunft ein selbstfahrendes E-Auto anzubieten, bereits heute in der Realität möglich ist.

Reichweite geht- Metron Institut Elektroauto-Reichweiten-Weltrekord: 826 km!

Dass E-Fahrzeuge bei der Reichweite nicht zurückstecken müssen, bewies übrigens das Metron Institut aus Slowenien: Mit Reichweiten, die oft nicht einmal fossile Fahrzeuge haben! Mit dem Testfahrzeug Metron 7 erstellte das slowenische Team einen neuen Weltrekord für Elektroautos. Es fuhr 826 km ohne Nachladen, auf ganz normalen Straßen, auf der Strecke von Berlin nach Karlsruhe, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 72 km/h.

Eines haben alle Fahrer und Fahrerinnen gemeinsam: Ihre Begeisterung für Elektromobilität. Viele hat es, so wie mich, bereits bei der allerersten Ausfahrt erwischt. Das angenehm leise Gleiten, dass Elektroautos möglich machen, ist einfach ein Plus. Andere lieben einfach nur die Beschleunigung und steigen mit einem breiten Grinsen aus, weil sie diesen sensationellen Speed zwischendurch an einer Kreuzung getestet haben. Es hat was, bereits mit einem kleinen E-Auto fast alle anderen Autos auf den ersten Metern abzuhängen. Dazu muss es nicht einmal ein Tesla sein, der mein altes "Autoherz" immer wieder lachen lässt, wenn ich einmal Vollstrom gebe und einen Ferrari abhänge (PFFF...Stinker!!) Kurz darauf gleite ich auf der Autobahn mit Tempo 100 dahin, um mir selbst zu beweisen, dass ich zu den Reichweitenkaisern gehöre. Ich kann mit einem Mercedes E-Cell problemlos von Linz nach Wien fahren, ohne Nachzuladen. Ich muss nicht hetzen! Vollends relaxt komme ich an- es ist eben anderes Reisen! (Mein Kollege war übrigens mit einem fossilen Auto und 130 km/h Höchstgeschwindkeit, wo immer es verkehrsmäßig möglich war, genau 3 Minuten vor mir da, bei gleicher Startzeit, aber ziemlich ungeduldig und geschlaucht.)

Die Energiewende in der Mobilität hat bereits begonnen, sie ist ein Muss.
Sie ist nicht nur ein Wechsel von Auto zu Auto.
Sie ist machbar, das ist fix.

Wer hätte vor 10 Jahren an das Smartphone und dessen Siegeszug gedacht?

Die e-mobile Fangemeinde wächst und wächst. Sie verdoppelt sich jährlich.
Sie wird den Tag erleben, an dem sie die fossilen Stinker überholt, das bin ich mir sicher.
Einfach weil es mehr Spaß macht, elektrisch zu fahren.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /